Herausforderungen in der Ökobilanzierung bei der Bewertung biobasierter Produkte
Insbesondere bei der Bewertung von biogenem Kohlenstoff (C) sind in den Normen und Standards unterschiedliche Ansätze definiert. Ob biogener C in der Ökobilanz berücksichtigt wird, wird mit dem 0/0 Ansatz, 0/+1 Ansatz oder dem -1/+1 Ansatz beschrieben. Bei dem 0/0 Ansatz wird biogener C nicht berücksichtigt. Der 0/+1 Ansatz findet bei nicht regenerativer Biomasse, wie z. B. Holz aus Regenwäldern, Anwendung. Dabei wird aufgrund der langen Wachstumsphasen die Aufnahme von biogenem C in die Biomasse nicht berücksichtigt (0), aber der Eintrag von zusätzlichem C in die Atmosphäre, z. B. bei deren Verbrennung, bewertet (+1). Bei dem 1/+1 Ansatz wird sowohl die Aufnahme und Speicherung von biogenem C (-1) als auch die Abgabe bzw. Emission in die Atmosphäre (+1) berücksichtigt und bewertet.

Neben den verschiedenen Ansätzen zur Berücksichtigung von biogenem C in der Ökobilanz wird zudem in statische, dynamische und intermediäre Bewertungsmethoden unterschieden. Der wesentliche Unterschied zwischen diesen Methoden besteht in der Berücksichtigung zeitlicher Aspekte: Zeitliche Effekte werden vernachlässigt und alle Emissionen werden zu einer einzigen Emission zum Zeitpunkt t = 0 im betrachteten Zeithorizont (TH) aggregiert (statisch); das genaue zeitliche Emissionsprofil über den Lebensweg wird modelliert (dynamisch); oder es werden nur partiell zeitliche Aspekte (intermediär) berücksichtigt.
Die Normen und Standards berufen sich mehrheitlich auf statische Methoden, da dynamische und intermediäre Methoden noch wenig etabliert sind und einen wesentlichen Mehraufwand in der Erstellung der Ökobilanz bedeuten. Da statische Methoden zeitliche Effekte vernachlässigen, ist die Bewertung des Nutzens, der sich aus der temporären Speicherung von biogenem C in Rohstoffen oder Produkten ergibt, nicht möglich. Alternativ oder ergänzend bieten einige Normen und Standards Anleitung zu verschiedenen Methoden zur Berechnung von Gutschriften.
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Inhalte erstellt von der Forschungsgruppe Sustainable Engineering & Management (SEM) der Technischen Hochschule Rosenheim (TH Rosenheim)