Ökobilanzierung im Kontext der Bioökonomie
Gibt es eine einheitliche methodische Vorgehensweise in der ökologischen Bewertung?
Zur Unterstützung der Transformation hin zu einer biobasierten Wirtschaft ist die Bewertung von Strategien und Maßnahmen, die im Kontext der Bioökonomie ergriffen wurden, von wesentlicher Bedeutung. Nur so kann sichergestellt werden, dass getroffene Maßnahmen tatsächlich zu einer Entlastung der Umwelt führen. Die Ökobilanz (engl.: Life Cycle Assessment, LCA) spielt in der Bioökonomie eine wichtige Rolle, da sie eine umfassende Bewertung der Auswirkungen von Produkten und Prozessen auf die Umwelt ermöglicht. Dabei werden alle wesentlichen Umweltwirkungen entlang des gesamten Lebensweges eines Produktes von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und Nutzung bis hin zur Entsorgung erfasst. Weiterhin können die Substitution fossiler Rohstoffe sowie die Kaskadennutzung und Kreislaufführung biobasierter Rohstoffe und Produkte ökologisch bewertet werden.
Entscheidend für eine aussagekräftige und vergleichbare ökologische Bewertung ist eine einheitliche Vorgehensweise. Doch weder in der Praxis noch in der Forschung ist derzeit - insbesondere bei der Bewertung biobasierter Produkte - ein Konsens zu finden. Grund dafür ist die Vielzahl verfügbarer Normen und Standards, die in den vergangenen 20 Jahren entwickelt wurden. Durch die Adressierung verschiedener Produkte oder Sektoren variieren die Anforderungen an die Ökobilanz, wodurch die Vergleichbarkeit der Ergebnisse stark eingeschränkt wird. Zudem ergeben sich speziell bei der Bewertung biobasierter Produkte weitere Herausforderungen in der Ökobilanzierung.
Somit stellt sich die Frage, wann welche Norm und welcher Standard anzuwenden sind. Dies ist nicht einfach zu beantworten, da je nach Anwendungsfall unterschiedliche Ziele fokussiert werden und somit verschiedene Lösungswege existieren.
TransBIB leistet Hilfestellung für eine erste Orientierung:
- Das Venn-Diagramm zeigt eine Auswahl für die Ökobilanzierung relevante Normen und Standards, kategorisiert diese in Anwendungs- und Gültigkeitsbereich und verschafft damit einen ersten Überblick.
- Die Heatmap bietet das visuell aufbereitete Ergebnis einer vergleichenden Analyse bezüglich 11 Kriterien und zeigt somit die Stärken und Schwächen der LCA-relevanten Normen und Standards auf.
- Der Beitrag zu den Herausforderungen in der Ökobilanzierung bei der Bewertung biobasierter Produkte gibt einen ersten Einblick in die Komplexität der Bewertung von biogenem Kohlenstoff.
- Der LCA-Leitfaden 1.0 umreist die Grundlagen zur Ökobilanzierung nach ISO 14040 + 14044 und bietet eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für eine einheitliche, methodische Vorgehensweise sowie eine Checkliste zu relevanten Bestandteilen der Ökobilanzierung. Das Venn-Diagramm und die Heatmap werden darin aufgegriffen und durch einen Entscheidungsbaum erweitert, der die Auswahl geeigneter Standards und Normen unterstützt. Weiterhin ist eine kurze Einführung in die Berichterstattung nach CSRD und GHG Protocol enthalten.
(Bei den analysierten Normen und Standards sowie den 11 Kriterien handelt es sich um eine für die Bioökonomie relevante Auswahl, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.)
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Inhalte erstellt von der Forschungsgruppe Sustainable Engineering & Management (SEM) der Technischen Hochschule Rosenheim (TH Rosenheim)