TransBIB stellt vor: Euroregion Skåne
Von der Vision zur Realität – wie Schwedens Süden eine Schlüsselrolle in der europäischen Bioökonomie einnimmt
Die südschwedische Region Skåne hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem bedeutenden Zentrum der Bioökonomie entwickelt – nicht durch eine klassische Forstwirtschaft, wie sie viele andere Regionen Schwedens prägt, sondern durch ein einzigartiges Zusammenspiel aus Lebensmittelproduktion, industrieller Biotechnologie und nachhaltigen Verpackungslösungen. Auch wenn bislang keine eigenständige Bioökonomie-Strategie verabschiedet wurde, zeigt Skåne beispielhaft, wie Innovation, transnationale Kooperation und ein starkes Forschungsökosystem eine regionale Transformation anstoßen können.
Strukturwandel durch Tradition und Innovation
Die Wurzeln der Bioökonomie in Skåne reichen tief – die Region ist traditionell eines der wichtigsten landwirtschaftlichen Zentren Schwedens. Bereits in den 1990er-Jahren begann ein strategischer Wandel: Forschung und Entwicklung im Bereich Lebensmitteltechnologie gewannen an Bedeutung. Daraus erwuchs ein Innovationsökosystem, das Skåne bis heute prägt.
Die Gründung von Netzwerken wie der Medicon Valley Alliance, die grenzüberschreitend mit Dänemark agiert, oder dem später etablierten Foodtech Innovation Network, setzte entscheidende Impulse. Unternehmen wie TetraPak, Oatly und Arla trieben die Entwicklung biobasierter Verpackungen und pflanzenbasierter Lebensmittelprodukte mit internationaler Wirkungskraft voran.
Politische Rahmenbedingungen und wirtschaftliche Bedeutung
Mit rund 30 % der schwedischen Lebensmittelproduktion und fast der Hälfte aller F&E-Investitionen in diesem Bereich ist Skåne wirtschaftlich stark aufgestellt. Die Region fungiert als Scharnier in der transnationalen Öresundregion, die durch die enge Verbindung mit Kopenhagen außergewöhnliche Kooperationspotenziale bietet.
Zahlreiche nationale Innovations- und Förderprogramme stärken Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Start-ups in ihrer Entwicklung von biobasierten Lösungen. So konnten sich neue Wertschöpfungsketten im Bereich Biogas, grüner Wasserstoff sowie nachhaltige Verpackungen etablieren – entscheidende Bausteine einer integrierten Bioökonomie.
Wissenschaftliche Exzellenz und Netzwerke als Treiber
Die Lund Universität als eine der forschungsstärksten Hochschulen Skandinaviens spielt gemeinsam mit Innovationsclustern wie Medicon Valley, Foodtech Innovation Network und Packbridge eine zentrale Rolle. Sie fördern den Technologietransfer zwischen Forschung, Industrie und Start-ups – insbesondere in den Bereichen:
Industrielle Biotechnologie
Proteintechnologie und pflanzenbasierte Lebensmittel
Nachhaltige Verpackungssysteme
Bioenergie und grüner Wasserstoff
Diese Clusterstruktur erlaubt nicht nur einen engen Austausch auf regionaler Ebene, sondern bindet Skåne auch in europäische und globale Innovationsnetzwerke ein.
Bioökonomie als Zukunftsstrategie – auch ohne formelle Strategie
Obwohl Skåne bislang über keine spezifische Bioökonomie-Strategie verfügt, nimmt die Region durch ihre thematische Spezialisierung, wirtschaftliche Relevanz und strukturierte Innovationspolitik eine führende Rolle in Schweden und Europa ein.
2023 waren rund 40.260 Personen in bioökonomischen Sektoren beschäftigt, mit einem Jahresumsatz von etwa 3,5 Milliarden Euro. Die Fokussierung auf pflanzenbasierte Produkte, ressourcenschonende Verpackungstechnologien und kreislauffähige Produktionssysteme wird konsequent weiterverfolgt.
Internationale Sichtbarkeit und Zukunftsperspektiven
Internationale Konferenzen und Veranstaltungen rund um nachhaltige Lebensmittel- und Verpackungsinnovationen stärken die Sichtbarkeit Skånes als Bioökonomie-Standort. Die Zusammenarbeit in der Öresundregion bietet zusätzliches Potenzial für internationale Pilotprojekte und F&E-Kooperationen.
Zukünftige Schwerpunkte liegen auf:
Skalierung biobasierter Materialien
Ausbau der Kreislaufwirtschaft
Integration erneuerbarer Energien in industrielle Prozesse
Stärkere Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft
Meilensteine der Entwicklung (Auswahl)
Jahr | Meilenstein |
---|---|
1990er | Fokussierung auf F&E in Lebensmitteltechnologie |
2000er | Gründung von Medicon Valley Alliance |
2010er | Aufstieg nachhaltiger Verpackungslösungen, z. B. durch TetraPak |
2020 | Investitionen in Lebensmittel-F&E werden deutlich erhöht |
2021 | Ausbau der industriellen Biotechnologie |
2022 | Gründung des Foodtech Innovation Network |
2023 | Erweiterung nachhaltiger Verpackungsinitiativen durch Packbridge |
2024 | Entwicklung von Biogas- und Wasserstoffprojekten zur Dekarbonisierung der Industrie |
Fazit
Die Region Skåne zeigt eindrucksvoll, wie sektorübergreifende Kooperation, forschungsbasierte Innovation und unternehmerisches Engagement die Entwicklung einer funktionierenden Bioökonomie ermöglichen – auch ohne formell verabschiedete Strategie. Mit starker internationaler Vernetzung und technologischer Führungsrolle bleibt Skåne ein dynamischer Treiber der europäischen Bioökonomiewende.