TransBIB – Boost. Industrial. Bioeconomy.

TransBIB stellt vor: Euroregion Flandern

Von der strategischen Vision zur industriellen Realität

Die Region Flandern hat sich innerhalb eines Jahrzehnts von einer traditionellen Industrie- und Agrarregion zu einem der dynamischsten Standorte für die Bioökonomie in Europa entwickelt. Möglich wurde dies durch strategische politische Impulse, eine exzellente Forschungslandschaft und die enge Verzahnung von Wissenschaft und Industrie. Mit einem Umsatz von rund 53 Milliarden Euro und über 150.000 Beschäftigten ist die Bioökonomie heute ein zentraler Pfeiler der flämischen Wirtschaftsstruktur.

Vielfalt statt Einheitsmodell: Regionale Schwerpunkte in Flandern

Die flämische Bioökonomie ist stark dezentral und entlang regionaler Kompetenzen differenziert:

  • Westflandern punktet mit intensiver Lebensmittelproduktion, Gartenbau, Molkereiwirtschaft und Fleischverarbeitung.

  • Ostflandern hat sich zu einem Zentrum für industrielle Biotechnologie und Kreislaufwirtschaft entwickelt.

  • Limburg ist führend in der forstbasierten Industrie, Papierproduktion und Bioenergie.

  • Flämisch-Brabant bündelt Forschung und Innovation zu nachhaltigen Verpackungen, Lebensmitteltechnologie und biobasierter Chemie.

  • Antwerpen, als industrielles Herz der Region, fokussiert sich auf grüne Chemie, Biokunststoffe und biobasierte Grundstoffe.

Diese Diversität ermöglicht spezialisierte Wertschöpfungsketten und fördert ein belastbares, innovationsgetriebenes Bioökonomie-Ökosystem.

Politischer Aufbruch und institutioneller Aufbau

Obwohl erste biotechnologische Projekte bereits in den 1990er-Jahren initiiert wurden – insbesondere durch Universitäten wie Gent und KU Leuven – kam der entscheidende Impuls 2013 mit der offiziellen Einführung der flämischen Bioökonomiestrategie. Diese legte erstmals ein strategisches Fundament und bereitete den Boden für zielgerichtete Förderprogramme, Pilotanlagen und Kooperationsplattformen.

Ein Meilenstein war die Gründung von Bio Base Europe Pilot Plant in Gent: eine multifunktionale Pilotinfrastruktur, die Unternehmen dabei unterstützt, biobasierte Verfahren industriell zu skalieren. Parallel entstand mit dem Flanders Biobased Valley ein Netzwerk, das Forschung, Industrie und Start-ups im Bereich der Bioökonomie strategisch zusammenbringt.

Forschung, Netzwerke und industrielle Umsetzung

Die wissenschaftliche Exzellenz in Flandern ist ein zentraler Treiber der Bioökonomie. Institutionen wie:

  • VIB (Flemish Institute of Biotechnology),

  • VITO (Flemish Institute for Technological Research),

  • ILVO (Institute for Agricultural and Fisheries Research),

  • sowie die Universitäten in Gent, Leuven und Antwerpen

sind international führend in Bereichen wie industrielle Biotechnologie, biobasierte Chemikalien, nachhaltige Landwirtschaft und Kreislaufwirtschaft.

Die enge Zusammenarbeit mit industriellen Akteuren wie Sappi Lanaken Mill, AVR, Proviron, Citrique Belge, Vandemoortele, Inbiose oder Oleon ermöglicht eine effektive Übersetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in marktfähige Produkte. Die industrielle Umsetzung erfolgt zunehmend in großtechnischen Anlagen – u. a. für Biokunststoffe, Biokraftstoffe und grüne Chemikalien.

Ökonomische Bedeutung und politische Flankierung

Mit rund 152.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 53 Milliarden Euro trägt die Bioökonomie erheblich zur industriellen Wertschöpfung Flanderns bei. Rund 10 % der Industrieproduktion entfällt mittlerweile auf biobasierte Sektoren. Die flämische Regierung fördert gezielt:

  • den Aufbau von Pilot- und Demonstrationsanlagen,

  • Clusterstrukturen und

  • die Vernetzung von Forschung und Industrie.

Diese systematische Förderung hat die regionale Innovationsfähigkeit deutlich erhöht und Flandern in eine europäische Vorreiterposition gebracht.

Ausblick: Kreislaufwirtschaft und Skalierung im Fokus

Der strategische Fokus liegt aktuell auf der Integration industrieller Neben- und Abfallströme in neue biobasierte Wertschöpfungsketten. Darüber hinaus wird der Ausbau großskaliger Anlagen für biobasierte Materialien, die Verfeinerung von Kreislaufsystemen und die Stärkung des internationalen Wissenstransfers vorangetrieben.

Flandern positioniert sich damit nicht nur als industrieller Umsetzer, sondern auch als internationaler Taktgeber in der Weiterentwicklung nachhaltiger Bioökonomiestrukturen.

Zeitleiste: Meilensteine der Bioökonomie in Flandern

Jahr

Meilenstein

1990er

Erste biotechnologische Projekte zu erneuerbaren Rohstoffen

2000er

Ausbau von Forschungspartnerschaften zwischen Wissenschaft und Industrie

2013

Einführung der flämischen Bioökonomiestrategie

2015

Aufbau von Bio Base Europe Pilot Plant und Flanders Biobased Valley

2020

Großtechnische Anwendungen in grüner Chemie und Biokunststoffen

2023

Etablierung Flanderns als europäische Bioökonomie-Leitregion

2024

Weiterentwicklung von Kreislaufwirtschaftsmodellen und biotechnologischen Verfahren