Rückblick: Zwei Veranstaltungen zum Thema Carbon Management im Rahmen von TransBIB
Im Frühjahr und Sommer 2025 wurden im Rahmen von TransBIB zwei aufeinander aufbauende Veranstaltungen zum Thema Carbon Management durchgeführt. Die Veranstaltungen verfolgten mehrere Ziele: Zentrale Herausforderungen des Carbon Managements sollten identifiziert, erste Lösungsansätze entwickelt und Projektideen gesammelt werden. Gleichzeitig sollten interessierte Akteur:innen für die Bildung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe gewonnen werden. Diese soll künftig ganz konkret an der Entwicklung einer gemeinsamen Projektinitiative arbeiten.
Die erste Veranstaltung, ein virtuelles Meet & Match am 13. Mai 2025, wurde von Dr. Annette Hurst (Metropolregion Rhein-Neckar) und Dr. Lucas Baumgart (Provadis Hochschule) moderiert. Im Mittelpunkt standen Impulse aus der Praxis, unter anderem durch CENA Hessen (Dr. Janine Heck) mit dem Projekt Carbon4PtL, das sich mit der Frage beschäftigt, wie CO2 für die Herstellung von E-Fuels bereitgestellt werden kann, ICODOS (David Strittmatter) mit einem Ansatz zur Methanolproduktion aus CO₂ sowie CLIB (Dr. Markus Müller) mit dem Projekt ReCO₂NWert, das sich auf die biotechnologische Nutzung von Rauchgasen konzentriert. Die zweite Hälfte der Veranstaltung wurde als interaktiver Workshop gestaltet, in dem mithilfe digitaler Tools Potenziale, Herausforderungen und erste Projektideen gemeinsam diskutiert wurden.
Am 26. Juni 2025 fand im Rahmen des TransBIB-Symposiums ein Präsenzworkshop unter Leitung von Dr. Markus Müller (CLIB) statt. Im Fokus stand die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Die Teilnehmenden diskutierten, welche Ansätze zur Entwicklung wettbewerbsfähiger Lösungen besonders geeignet sind und wo Kooperationen gegenüber Einzelinitiativen im Vorteil sind.
Zentrale Ergebnisse der Veranstaltungen
In beiden Veranstaltungen wurde deutlich, dass Carbon Management erhebliche Potenziale für Kreislaufwirtschaft, Dekarbonisierung sowie die Transformation von Industrie- und Energiesektoren bietet. Besonders hervorgehoben wurde die stoffliche Nutzung von CO₂, beispielsweise zur Herstellung von grünem Methanol oder innovativen Baustoffen, sowie die Nutzung biogener Reststoffe, etwa aus der Landschaftspflege, als Ausgangspunkt neuer Wertschöpfungsketten.
Gleichzeitig wurde im Austausch deutlich, dass die Umsetzung von Carbon Management Strategien mit zahlreichen Herausforderungen verbunden ist. Diese betreffen sowohl politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen als auch technologische und gesellschaftliche Faktoren:
Regulatorische und politische Unsicherheiten: Es fehlt an verlässlichen rechtlichen Rahmenbedingungen, langfristigen politischen Zielsetzungen und klaren Leitlinien, wodurch Planungsunsicherheit und Investitionshemmnisse für Unternehmen entstehen.
Technologische und infrastrukturelle Barrieren: Die technologische Reife vieler Lösungen ist noch begrenzt, gleichzeitig fehlen zentrale Infrastrukturen wie CO₂-Transport- und Speichersysteme. Der hohe Energiebedarf erschwert zusätzlich eine wirtschaftliche Skalierung.
Wirtschaftliche Risiken und fehlende Anreize: Die Wirtschaftlichkeit vieler Carbon-Management-Ansätze ist bislang unklar. Es mangelt an gezielten Förderinstrumenten, Finanzierungsmodellen sowie an Marktanreizen und ausreichender Nachfrage auf Kundenseite.
Geringes gesellschaftliches Bewusstsein und fehlende Marktintegration: Das Thema Carbon Management ist in der breiten Öffentlichkeit noch wenig präsent. Gleichzeitig fehlen Standards, Produktspezifikationen und ein Bewusstsein für die Chancen CO₂-basierter Produkte.
Dennoch zeigten die Diskussionen, dass Carbon Management neue Marktsegmente eröffnen kann – insbesondere durch die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle, internationale Standards, neue Partnerschaften sowie durch einen offenen, koordinierten Wissenstransfer.
Ausblick: Nächste Schritte
Die geplante Arbeitsgruppe zum Thema Carbon Management startet im August 2025 mit einer Gruppe von Interessierten, die durch die beiden Veranstaltungen akquiriert werden konnten. Sie soll künftig an der Weiterentwicklung, der im Rahmen der Veranstaltungen entstandenen Impulse arbeiten. Ziel ist es, konkrete Projektideen zu formulieren, Synergien zwischen den beteiligten Akteur:innen zu identifizieren und zentrale Herausforderungen gemeinsam anzugehen.