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TransBIB stellt vor: Euroregion Grand Est

Grand Est – Strategischer Vorreiter der europäischen Bioökonomie

Die französische Region Grand Est hat sich in den letzten Jahren zu einer der dynamischsten Bioökonomie-Regionen Europas entwickelt. Mit einem strategisch fundierten, politisch unterstützten und wirtschaftlich getragenen Transformationsprozess verfolgt Grand Est seit 2019 das Ziel, eine führende Rolle im Aufbau biobasierter Wertschöpfungsketten einzunehmen – und ist auf dem besten Weg, dieses Ziel zu erreichen.

Strukturelle Voraussetzungen und politische Weichenstellung

Als wichtigste Agrarregion Frankreichs (u. a. führend in Bier-, Zucker- und Weinproduktion) und zweitgrößter Industriestandort des Landes verfügt Grand Est über eine breite Rohstoffbasis und ein leistungsfähiges industrielles Ökosystem. Bereits in den frühen 2000er-Jahren wurden erste Projekte im Bereich Biogas und stofflicher Nutzung nachwachsender Rohstoffe umgesetzt.

Die politische Initialzündung erfolgte 2019 mit der Verabschiedung der regionalen Bioökonomie-Strategie 2019–2022, die einen strukturierten Rahmen für eine umfassende Umgestaltung der Wirtschaftsstruktur bot. Die Strategie wurde durch einen mehrjährigen Entwicklungsplan unterlegt und mit jährlich 35 Millionen Euro öffentlicher Fördermittel ausgestattet.

Die strategischen Prioritäten umfassen:

  1. Ausbau der Bioenergie über Vergärungstechnologien

  2. Förderung integrierter Bioraffinerien

  3. Entwicklung marktfähiger biobasierter Materialien

  4. Investitionen in Forschung & Entwicklung

  5. Stärkung der regionalen Kooperationsstrukturen

Diese strukturierte Herangehensweise zielt auf eine Transformation der gesamten Wertschöpfungsketten – von der Primärproduktion bis zur industriellen Verarbeitung – unter ökologischen, technologischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten.

Innovationsökosystem mit klarer Forschungsorientierung

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Grand-Est-Strategie ist die gezielte Förderung von Forschungsinfrastrukturen, Technologietransfer und Clusterbildung. Hervorzuheben sind:

  • CEBB (Centre Européen de Biotechnologie et de Bioéconomie): Schnittstelle für angewandte Forschung und industrielle Umsetzung

  • INRAE: Zentrale Forschungseinrichtung im Bereich Agrar-, Umwelt- und Lebensmittelforschung

  • Université de Haute-Alsace, ENSTIB (Épinal) und die Université de Reims Champagne-Ardenne, mit dem interdisziplinären Cluster AEBB (Agro-Sciences, Environment, Biotechnology and Bioeconomy)

Insbesondere die Region um Reims entwickelt sich zunehmend zu einem Forschungsschwerpunkt für Bioökonomie, mit starkem Fokus auf integrierte Prozessketten, nachhaltige Moleküle, Biomaterialien und Biotechnologien.

Netzwerke, Cluster und industrielle Umsetzung

Zentraler Umsetzungspartner der Strategie ist der Cluster Bioeconomy For Change (B4C). Das Netzwerk vereint über 500 Akteure – von landwirtschaftlichen Genossenschaften über Start-ups und KMUs bis hin zu Großunternehmen. Es fungiert als Innovationsplattform und Projektträger entlang der gesamten biobasierten Wertschöpfungskette.

B4C bietet Zugang zu Technologiepartnern, Demonstrationsplattformen und internationalen Märkten. Darüber hinaus unterstützt der Cluster gezielt Technologiedurchbrüche in den Bereichen:

  • Grüne Chemie

  • Enzymatische und mikrobiologische Verfahren

  • Pflanzenbasierte Werkstoffe

  • Kreislaufwirtschaftsmodelle in der Landwirtschaft und Industrie

Wirtschaftliche Bedeutung und Skalierungspotenzial

Mit über 148.000 Beschäftigten in bioökonomischen Sektoren und einem Jahresumsatz von rund 10 Milliarden Euro (Stand 2020) ist die Bioökonomie längst ein tragender Wirtschaftszweig der Region.

Bioraffinerien liefern nachhaltige Zwischenprodukte für die Lebensmittel- und Chemieindustrie, während Entwicklungszentren wie FRD (Fibres Recherche Développement) neue Werkstoffe auf Basis pflanzlicher Fasern entwickeln. Das Innovationszentrum Arvalis arbeitet an praxistauglichen Lösungen für eine klimaresiliente Landwirtschaft.

Internationale Sichtbarkeit und Zukunftsfähigkeit

Ein Indikator für die wachsende internationale Rolle von Grand Est ist die BIOKET-Konferenz, die 2024 zum fünften Mal stattfand. BIOKET fungiert als Fachplattform für innovative Prozesse und Technologien in der Biomasseverarbeitung – mit starker regionaler Verankerung und internationaler Strahlkraft.

Für die kommenden Jahre setzt die Region auf:

  • Höhere Ressourceneffizienz durch Nutzung von Reststoffen und Nebenströmen

  • Materialinnovationen durch biobasierte Moleküle

  • Wissenschaftlich-industrielle Co-Innovation entlang integrierter Wertschöpfungssysteme

Zeitleiste zentraler Meilensteine

Jahr

Entwicklung

2019

Veröffentlichung der regionalen Bioökonomie-Strategie

2020

Präsentation des regionalen Aktionsplans

2021

Start verstärkter Förderung von Bioraffinerien

2022

Ausbau der regionalen Forschungscluster (v. a. Reims)

2023

Gründung des Clusters Bioeconomy For Change (B4C)

2024

5. Durchführung der internationalen BIOKET-Konferenz

Fazit für Fachakteure: Modellregion mit Relevanz für ganz Europa

Grand Est zeigt, wie eine Region mit agrarindustrieller Basis, politischer Kohärenz und starker Forschung einen erfolgreichen Übergang in die Bioökonomie gestalten kann. Der strukturierte Strategieansatz, die klare Förderarchitektur sowie die konsequente Vernetzung von Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung machen die Region zu einem europäischen Modellfall.

Für Fachakteure aus Politik, Forschung und Industrie bietet Grand Est wertvolle Referenzpunkte – sowohl hinsichtlich strategischer Steuerung als auch in Bezug auf operative Umsetzung, Clustermanagement und Innovationsförderung.